„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“

Dieses Franz Kafka zugeschriebene Zitat beschreibt in sehr treffender Weise die Arbeit der World Childhood Foundation im nun zu Ende gehenden Jahr 2018.

Vor ziemlich genau zwei Jahren erhielten wir den Projektantrag der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsklinik Leipzig „Ein Childhood-Haus für Leipzig“. Seitdem sind unzählige neue Wege entstanden, die wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern vor Ort gebahnt haben und gegangen sind.

In einem Childhood-Haus bieten wir Kindern, die von Missbrauch betroffen sind, einen Schutzraum, in dem sie offen über das Erlebte sprechen können und die notwendige medizinische und psychologische Begleitung erfahren. Sollte es zu einer Anzeige kommen, finden in einem Childhood-Haus auch die notwendigen Befragungen statt. Zurzeit werden betroffene Kinder in Deutschland bis zu 8 Mal befragt und immer wieder retraumatisiert. Das Konzept des Childhood Hauses hilft dies zu verringern. Wenn Sie sich genauer informieren möchten, so schauen Sie sich unsere neue Website an:
www.childhood-haus.de.

Sehr gerne denken wir an die großartigen Tage Ende September diesen Jahres in Leipzig zurück. An die feierliche Eröffnung des deutschlandweit ersten Childhood-Hauses und an die Teilnahme Ihrer Majestät am 72. Deutschen Juristentag. In seiner Abschlussrede bemerkte der Präsident des Deutschen Juristentages, Herr Professor Habersack, Majestät habe ihn für ein Thema sensibilisiert, das er bisher so nicht bedacht hatte. Eine Aussage, die verdeutlicht, wie wichtig unsere Rolle als unabhängige Stiftung ist: Prozesse anstoßen, Menschen zusammenbringen, gemeinsam Neues entwickeln.

Es braucht immer starke unabhängige Stimmen, die Visionen haben und mitgestalten. Mit dem Childhood-Haus in Leipzig haben wir ein Novum in diesem Land geschaffen. Noch nie gab es in Deutschland eine Einrichtung, die von Missbrauch betroffene Kinder über die Professionsgrenzen hinweg interdisziplinär versorgt und in derartiger Form begleitet.
Und dies ist erst der Anfang: Das Modell der interdisziplinären Versorgung macht in Deutschland die Runde und ist nicht nur in Fachkreisen in aller Munde. Dank großartiger Presseresonanz haben wir Millionen Menschen im In- und Ausland mit dieser Projektidee erreicht. Doch uns erreicht nicht nur viel Lob, sondern wir erhalten auch viele neue Anfragen zum Childhood-Haus. Ganz besonders freuen wir uns deshalb auf die geplante Eröffnung eines weiteren Childhood-Hauses Ende nächstes Jahr in Heidelberg an der Universitätsklinik.

Doch neben dem Childhood-Haus haben wir dieses Jahr auch andere Projekte mit unseren Partnern durch- oder fortgeführt, die sich unmittelbar um Kinder kümmern, die Missbrauch oder häusliche Gewalt erlebt haben. Diese Projekte sind eine starke Stütze für die betroffenen Familien. So halfen wir beispielsweise in unseren Flüchtlingsprojekten im Jahr 2018 mehr als 500 Kindern und Jugendlichen bei der Verarbeitung des Erlebten. Auch die präventive Arbeit wurde in diesem Jahr verstärkt: Durch sie sensibilisieren wir die fachliche Öffentlichkeit für die Themen Gewalt und Missbrauch und schaffen ein Bewusstsein für das Problem. So entstand in Nürnberg eine App, die zukünftig in der Fortbildung ehrenamtlicher Jugendlicher eingesetzt wird, die in Kinder- und Jugendcamps arbeiten. Andere Projekte schulen Eltern, Lehrer*innen und weitere pädagogische Fachkräfte im Umgang mit traumatisierten Kindern. Somit werden hunderte Kinder davon profitieren.

Auch hier gilt: Neue Wege entstehen beim Gehen, wenn man alte Pfade verlässt und über den Tellerrand hinausschaut. Ihnen vielen Dank, Sie sind unsere treuen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter!

Lassen Sie mich Ihnen sehr herzlich danken, auch im Namen der Kinder, deren Welt wir ein bisschen lebenswerter gestalten konnten. Ich freue mich darauf, Sie auch 2019 an unserer Seite zu wissen. Zusammen können wir auch im kommenden Jahr Großartiges schaffen!
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Vorstands und Kuratoriums und allen Mitarbeitern wünsche ich Ihnen und Ihren Familien frohe Festtage und ein gutes und gesundes Neues Jahr!

Herzlichst Ihre

Anka Wittenberg
(Vorsitzende des Vorstands)